Wannenmacher + Möller

Wohnhaus in
Bielefeld

Standort:
Bielefeld, Deutschland
Jahr:
2003
Bauherr:
Privat
Auszeichungen:
BDA-Preis Ostwestfalen-Lippe 2007:
Anerkennung
Fotos:
Csaba Mester ©

Das Wohnhaus befindet sich in einem durch freistehende Einfamilienhäuser geprägten Wohngebiet außerhalb Bielefelds. Die traditionelle regionale Architektur diente als Orientierungspunkt für das äußere Erscheinungsbild des Hauses. Der schlichten und unprätentiösen Architektur der in der Region verbreiteten Scheunen entsprechend, wurde das Wohnhaus als langgestreckter Baukörper mit einem Satteldach ohne Überstand ausgebildet. Auch der an der Straßen- und den Giebelseiten vermauerte Bruch­stein nimmt Bezug auf die traditionelle Architektur ländlicher Regionen.

Lehnt sich das Haus formal an regionale Traditionen an, so ist seine innenräumliche Ausprägung dennoch konsequent modern. Der offene Grundriss lässt die Räume ineinander fließen, die komplette Verglasung der gartenseitigen Gebäudehülle führt zum Verschmelzen von Innen und Außen. Zahlreiche Einbau­schränke, Sitzbänke und Abstellräume bieten ausreichend Stauflächen innerhalb des Hauses, so dass die wichtigsten Nutzungsbereiche von den Gegen­ständen des täglichen Gebrauchs freigehalten werden können. Und auch die Bücher sind zentral in einer eigens eingerichteten Bibliothek im Erdgeschoss des Hauses untergebracht.

Die Reduzierung auf wenige Materialien und Farben - italienischer Sandstein für Fußböden, weißer Gipsputz für Wände und Decken, geölte Eiche für die Sitzbänke sowie Glas und graues Aluminium für die Fenster – verleiht den Räumen eine wohltuende Stille. Unterstützt durch eine auf das Minimum beschränkte Möblierung, entwickelt die Architektur eine asketische Strenge.
Dieses fünfgeschossige Wohnhaus mit einer kleinen gewerblichen Nutzung im Erdgeschoss füllt eine Baulücke in der Altstadt von Bielefeld, die seit dem Ende des zweiten Weltkriegs brach liegt. Die Schwierigkeit der Aufgabe bestand darin, die Rampe zu einem in hinterer Reihe stehenden Wohngebäude wie auch den Zugang zu einem auf dem Grundstück liegenden Trafohäuschen der Stadtwerke freizuhalten. Darüber hinaus war es erforderlich, eine Zufahrt von der Klasingstraße zu den in einer Tiefgarage unter­gebrachten notwendigen Stellplätzen des Neubaus zu schaffen.

Mit einem gestaffelten Baukörper gelingt es, die Straßenfront zu schließen und dabei die direkt anschließenden Nachbargebäude mit ihren unterschiedlichen Traufhöhen einzubinden. Der Neubau wird gewissermaßen zum Kristallisationspunkt der divergierenden Architekturen zur Linken und zur Rechten. Das Gebäude ist als Zweispänner organisiert und beinhaltet insgesamt sechs Wohnungen, von denen eine der oberen sich über zwei Etagen erstreckt.

Sein äußeres Erscheinungsbild wird von großen Lochfenstern geprägt, die mit goldfarbenen Blechen eingefasst sind. Mit der Lochfassade orientiert sich der Neubau an der vorherrschenden Fassadentypologie in der Nachbarschaft. Durch die versetzt angeordneten unregelmäßig großen Fenster zum Straßenraum entwickelt das Gebäude jedoch eine Eigenständigkeit und bringt seine Zeitgenossenschaft selbstbewusst zum Ausdruck.