Dokumentationszentrum Garzweiler II Standort:Erkelenz, Deutschland Jahr: 2022 Bauherr: Zweckverband LandFolge Garzweiler Auszeichungen: Realisierungswettbewerb, 3. Preis Visualisierungen: Wannenmacher + Möller © |
Mit dem Ausstieg aus dem Braunkohleabbau endet eine zeitliche Periode, die über mehr als 100 Jahre die Region des rheinischen Tagebaus geprägt hat. Die Braunkohle diente vor allem der Stromerzeugung und war damit ein wichtiger Faktor in der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands seit Ende des 19. Jahrhunderts. Mit dem Ende des Braunkohletagebaus und der Entwicklung der Tagebaufolgelandschaft wird aufgrund der damit einhergehenden Renaturierung vor Ort bald nichts mehr an die vorbehaltlos einem technischen Denken untergeordneten anderthalb Jahrhunderte erinnern; an die Fokussierung auf einen Technizismus, der mit der Industrialisierung die gesamte Wirklichkeit in Beschlag nahm und den Weg zu ungekanntem Fortschritt und materiellem Wohlstand ebnete.
Mit dem großflächigen Tagebau ging jedoch eine einschneidende Landschaftsveränderung einher. Neben der Zerstörung der Ökosysteme bedeuteten die resultierenden Grubenfelder eine gravierende Störung der vorhandenen Siedlungsstrukturen, bei der ganze Ortschaften umgesiedelt werden mussten. Der Entwurf will dem Vergessen dieses einzig am materiellen Wohlstand ausgerichteten Denkens entgegenwirken und das Dokumentationszentrum zu einem Ort machen, an dem dieser Zeitabschnitt dauerhaft in Erinnerung bleibt. Daher soll die Architektur des Gebäudes eine Symbolkraft aufweisen, welche spontan Assoziationen zu dem hier anderthalb Jahrhunderte dominierenden Tagebau hervorruft. Dieses äußert sich in einem betont technischen Erscheinungsbild, welches Bezüge zu den riesigen Schaufelradbaggern herstellt, in denen der auf Technik gegründete Fortschrittsglaube im Kontext des Braunkohletagebaus seinen prägnanten Ausdruck fand.
Neben der Zeichenhaftigkeit der Architektur will das Gebäude aber auch ganz pragmatisch einen direkten Sichtbezug zum Tagebaurand bzw. zukünftigen Uferkante des Sees ermöglichen. Zu diesem Zweck werden die verschiedenen Funktionen des Gebäudes auf 5 Etagen übereinandergestapelt. Den oberen Abschluss bildet dabei eine Aussichtsplattform, die einen weiten Blick auf die Folgelandschaft bietet. Seine vertikale Ausdehnung lassen das Dokumentationszentrum zudem zu einer Landmarke werden, die weit in das Umfeld ausstrahlt und das Gebäude schon aus großer Distanz erkennen lässt.