Architekten Wannenmacher & Möller GmbH

Fußgängerbrücke Gütersloh


Erläuterungstext zum Realisierungswettbewerb „Neubau einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die B 61 - Dalkepromena-de - in Gütersloh“

Mit einer ausdrucksstarken, aber gleichsam einfühlsamen Konstruktion will der Entwurf die neue Brücke harmonisch in die vorhandene Park-landschaft integrieren. Ihre leichte und geschwungene Form setzt das organische Wegenetz des Dalkeparks als auch die natürliche Flussform der Dalke fort und lässt unter Erhalt des Baumbestandes ihren Benut-zer den vorhandenen Landschaftsraum als eine Art „Baumwipfelpfad“ neu erfahren. Die Trassierung ist gleichzeitig auf ein Minimum redu-ziert, um eine optimale Wegeverbindung zu ermöglichen und die An-schlüsse an das Wegenetz an ähnlichen Stellen beizubehalten.

Der Überbau der Brücke orientiert sich am Momentenverlauf entspre-chend seiner Beanspruchung, wodurch in der Seitenansicht des Bau-werks ein wellenartiger Verlauf der Überbauoberkante entsteht, der die Form des unten liegenden Gewässerlaufs aufnimmt und wiederspie-gelt und gleichzeitig eine optische Auflockerung des Querschnitts ermöglicht. Durch die Ausbildung eines Trogquerschnittes als seitli-ches Tragwerk ist eine schlanke Konstruktion mit geringen Höhen rea-lisierbar, die das Erscheinungsbild der Brücke sehr filigran wirken lassen. So fügt sich das Bauwerk durch seine schlichte Eleganz in die Umgebung ein. Der wellenförmige Trog erhöht den Erlebniswert beim Überschreiten / Durchschreiten der Brücke und führt zu einem spannungsreichen Wechsel zwischen halbgeschütztem Raum und Erleben der Landschaft.

Die Stützweiten der insgesamt 7 Felder liegen zwischen 25 und 35 m, wobei die Endfelder mit geringeren Momentenbeanspruchungen entspre-chend kürzer ausgebildet werden. Die Konstruktionshöhe im Bereich der Stützmomente über den Mittelstützungen beträgt ca. 95 cm und re-duziert sich im Feldbereich auf ca. 50 cm. Die statisch konstruktive Verbindung zwischen den Obergurten, Stegen und Bodenblechen wird da-bei über Stahlrahmenbleche im Abstand von ca. 1,00 m gewährleistet. Gleichzeitig dienen Stege und Obergurte in Verbindung mit Handlauf (Edelstahl) und lotrechten Füllstabgeländerrahmen als Absturzsiche-rung mit einer Höhe von 1,30 m. Die Beleuchtung des überführten Weg-es wird durch die Illumination der Handläufe erreicht. In der außen liegenden Ecke zwischen Steg und Obergurt lässt sich die Führung von zusätzlichen Leitungen ermöglichen.

Die Unterbauten der Brücke teilen sich gestalterisch in Anspielung auf die unterschiedlichen Sachverhalte unterhalb des Bauwerks in zwei Bereiche auf. Getragen wird die Brücke im Bereich über der Parkanlage durch zueinander versetzte Stützenpaaren, die sich Baum-stämmen ähnelnd in den vorhandenen Baumbestand einfügen. Im mittle-ren Bauwerksbereich neben der Fahrbahn, sind die Stützen kreuzförmig ausgebildet, um die gesamte Tragkonstruktion an diesen Stellen in Querrichtung auszusteifen. Gleichzeitig wird dabei der Kreuzungsbe-reich mit der Straße hervorgehoben und von den anschließenden Land-schaftsbereichen getrennt. In den Stützbereichen des Bauwerks wird der Trogquerschnitt durch weitere Aussteifungsbleche verstärkt, so-dass hier Stahlhohlkästen ausgebildet werden, die neben der Quer-schnittsstabilisierung auch der Auflagerung des Überbaus dienen. Die Lastabtragung in den Endfeldern erfolgt über schlank gehaltene Wi-derlager auf Stahlbetonfundamenten. Die Dilatationen des Gesamtbau-werkes in Quer- und Längsrichtung werden durch die Weichheit der mittleren Stützungen bzw. der verschieblichen Lagerungen an den Wi-derlagern aufgenommen.

Die Brücke weist eine 6%ige Steigung auf 10 m Längen auf, die in den Ruhepodesten dagegen lediglich 3% auf 1,5 m beträgt. Die Rampensitu-ation ist ins Innere der Konstruktion gelegt. Das obere Gehwegblech gleicht, von außen nicht sichtbar, die Höhenunterschiede mit ent-sprechendem Gefälle aus. Durch die seitlich liegende Tragkonstrukti-on ist der Aufbau des Brückenquerschnitts unterhalb des für den Geh- und Radverkehr nutzbaren Deckbleches sehr gering gehalten, wodurch die erforderlichen Rampenlängen beidseitig der Bundesstraße auf ein Minimum reduziert werden.

Die Ausbildung des Überbaus aus wetterfestem, angewittertem Stahl ist dauerhaft, wartungsfrei und verleiht der Brücke eine natürliche Patina. Das Deckblech, das gleichzeitig als Gehwegtafel dient, er-hält einem RDH-Belag.

Die Bauwerksentwässerung erfolgt über das im Deckblech ausgebildete Quergefälle als Dachprofil sowie auch das Längsgefälle in der Geh-wegtafel in Richtung der Bauwerksenden. Das anfallende Wasser wird in den Bereichen der Stützen in Einläufe und nicht sichtbare Fall-leitungen abgeführt.

Die Montage der Brücke ist feldweise vorgesehen, wobei zunächst die Bereiche über der Dalke und der Bundesstraße mit in Längsrichtung temporär auskragenden Überbauten eingehoben werden. Die verbleiben-den vier Zwischenbereiche werden nahe den Momentennullpunkten an die vorgenannten Überbauten im Bereich der Rahmenbleche geschraubt.


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