Alte Bücherfabrik Engelskirchen, 2019
Realisierungswettbewerb, 3. Preis
Die ehemalige Bücherfabrik ist ein nach außen relativ abgeschottetes Gebäudeensemble innerhalb dieses Ortsteils von Engelskirchen. Der Entwurf beabsichtigt, mit der Umwandlung zum Bürgerzentrum dessen Durchlässigkeit zu vergrößern und damit das Industrieareal stärker nach außen zu öffnen. Mit dieser Maßnahme sollen die Bürger ins Zentrum der Anlage geholt werden, wo durch den Rückbau verschiedener Gebäudeteile eine Art Promenade entsteht, von der aus die verschiedenen Nutzungsbereiche erschlossen werden. Durch die hieraus resultierenden Menschenströme wird die Promenade zu einem lebendigen innerstädtischen Ort, der sich durch die Ansiedlung verschiedenartiger Nutzungen zu einem Ort der Begegnung und Interaktion unterschiedlicher Menschen und sozialer Gruppen entwickelt, und damit zu einem veritablen urbanen Raum. Der Abriss eines Teils des Gebäudeabschnitts N öffnet die Anlage nach Westen, wo durch eine großzügige Treppenanlage in direkter Verlängerung der Hubertusstraße die fußläufige Anbindung des Bürgerzentrums an das angrenzende Wohngebiet vollzogen wird. Von der östlich verlaufenden Bundesstraße gelangt man neben dem bereits vorhandenen Zugang an der Einmündung Hubertusstraße am gegenüberliegenden Gebäudeende über eine an das Grundstück Oststraße 34 angrenzende Treppenanlage hinauf zur Promenade. Zudem werden über zwei neue Treppenhäuser entlang der Oststraße Zugänge zum Gesundheitszentrums und den gewerblichen Nutzungen während derer Öffnungszeiten geschaffen. Und zu guter Letzt führt noch von Süden ein Fußweg entlang des westlichen Gebäuderiegels zur Promenade.
Die Unterbringung des Raumprogramms kommt fast ohne Neubauten aus. Lediglich der südliche Gebäudeteil wird geringfügig erweitert, um hier Platz für den Backstagebereich und das Stuhllager der Veranstaltungsräume zu schaffen.
Die Haupterschließungen aller Nutzungsbereiche erfolgen von der Promenade und machen sie so zu einem lebendigen städtischen Raum. Sie verläuft auf verschiedenen Ebenen, die durch großzügige Treppenanlagen miteinander verbunden sind. Ein von Norden nach Süden verlaufender Grünstreifen erlaubt das Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern, die einen angenehmen Kontrast in dem sonst steinernen Umfeld bilden und zur Aufenthaltsqualität auf der Promenade beitragen. Zentrum der Promenade bildet ein Platz, in den die fußläufigen Erschließungen aus allen vier Himmelsrichtungen münden. An diesen angrenzend befinden sich das Foyer des Veranstaltungsbereichs sowie das Bistro, das durch seine Außengastronomie einen Anziehungspunkt für Bürger und Bürgerinnen aus dem Umfeld bildet und das Zentrum der Promenade zu einem Treffpunkt innerhalb dieses Ortsteils von Engelskirchen werden lässt. Die Treppenanlage im Westen und die am südlichen Ende des östlichen Gebäuderiegels wurden geschaffen, um die Zugänglichkeit der Promenade auch außerhalb der Betriebszeiten der einzelnen Nutzungsbereiche sicherzustellen und ihn damit als offenen öffentlichen Raum ohne Einschränkungen zu etablieren.
Durch den Rückbau der mittleren Gebäudeteile wird in manchen Bereichen die Errichtung neuer Außenwände erforderlich. In Anlehnung an die vorhandene Gebäudearchitektur sollen auch hier Lochfassaden mit rotem Backstein entstehen, um so für das gesamte Areal eine insgesamt kohärente architektonische Gestaltung zu erreichen. Es wird vorgeschlagen, sämtliche Originalfenster als Zeugnis der historischen Industriearchitektur zu erhalten und aufzubereiten. Aus energetischen Gründen sollen diese jedoch als Kastenfenster mit neuen innenliegenden Fenstern ausgebildet werden. Die Kunststofffenster im ersten Obergeschoss des östlichen Gebäudeflügels werden ausgebaut und durch neue Stahlfenster ersetzt, die den alten fenstern gleichen. Die Glasbausteine im Erdgeschoss werden ebenfalls entfernt. An deren Stelle werden große neue Glasflächen eingebaut, sodass sich das Gebäude zur Bundesstraße hin öffnet und attraktive Blickbeziehungen generiert. Der vorhandene Schornstein soll erhalten bleiben und als Landmark zukünftige Generationen an die ursprüngliche industrielle Nutzung an diesem Ort erinnern.